Von Ferdinand Guggenberger und Daniel Keller (Energieberater Denkmal und besonders erhaltenswerte Bausubstanz Energie-Spezialisten GmbH)
Die energetische Sanierung historischer Gebäude gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben im Bauwesen.
Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der energetischen Sanierung denkmalgeschützter Gebäude und beleuchtet dabei die zentralen Aspekte, die bei der Planung und Umsetzung besonders wichtig sind.
Warum überhaupt energetisch sanieren?
Betrachten wir die Fakten: Etwa 1,5% des gesamten Gebäudebestands in Deutschland stehen unter Denkmalschutz. Davon stammen über 75% aus der Zeit vor 1918 – also aus einer Epoche, in der die energetische Qualität von Außenbauteilen noch kein Thema war. Die Folge sind enorme Energieverluste:
- Ungedämmte historische Ziegelwände haben U-Werte von 1,4-3 W/m²K
- Einfachverglaste historische Fenster erreichen U-Werte von bis zu 5,9 W/m²K
- Ungedämmte Dachkonstruktionen verlieren große Mengen Wärme
Dies führt nicht nur zu hohen Heizkosten, sondern auch zu Behaglichkeitsproblemen durch kalte Oberflächen und teilweise sogar zu Bauschäden durch Tauwasserbildung.
Besonderheiten historischer Gebäude
Bevor wir über Sanierungsmaßnahmen sprechen, müssen wir verstehen, wie historische Gebäude “funktionieren”. Sie unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von modernen Bauten:
- Feuchteverhalten Historische Baumaterialien wie Ziegel, Naturstein und Lehm sind kapillaraktiv und diffusionsoffen. Sie können Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Dieses ausgewogene System darf durch Sanierungsmaßnahmen nicht gestört werden.
- Lüftungsverhalten Früher sorgten undichte Fenster und Öfen mit ihrem Verbrennungsluftbedarf für einen kontinuierlichen Luftaustausch. Nach einer Sanierung muss das Thema Lüften von Gebäuden neu konzipiert werden.
- Wärmebrücken Historische Konstruktionen weisen systembedingt viele Wärmebrücken auf – etwa an Fensterlaibungen, Balkenköpfen oder Geschossdecken. Diese müssen bei der Planung besonders berücksichtigt werden.
Die bauphysikalischen Herausforderungen
Der kritischste Punkt bei der energetischen Sanierung ist die Bauphysik. Hier lauern die größten Gefahren für das historische Gebäude. Besonders wichtig sind drei Aspekte:
- Tauwasserbildung: Bei einer typischen Raumtemperatur von 20°C und 50% relativer Luftfeuchte liegt der Taupunkt bei 9,3°C. An Oberflächen, die kälter sind, kondensiert Luftfeuchtigkeit. Dies kann zu Schimmelbildung und Bauschäden führen.
- Schimmelrisiko: Noch kritischer ist das Schimmelrisiko: Schon ab 80% relativer Luftfeuchte an der Oberfläche können Schimmelpilze wachsen. Um dies zu vermeiden, müssen die Oberflächentemperaturen mindestens 12,6°C betragen.
- Feuchtetransport: In altem Mauerwerk steigt oft Feuchtigkeit kapillar auf. Diese transportiert häufig auch Salze, die zu Ausblühungen und Putzschäden führen können. Sanierungsmaßnahmen müssen diese Prozesse berücksichtigen.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Sanierung von Baudenkmälern unterliegt besonderen rechtlichen Anforderungen:
- Denkmalschutz: Fast alle baulichen Änderungen benötigen eine denkmalrechtliche Erlaubnis. Diese wird nur erteilt, wenn keine gewichtigen Gründe des denkmalschutzes dagegensprechen.
- Baurecht Auch das Baurecht macht Zugeständnisse: Nach §248 BauGB sind bei Maßnahmen zur Energieeinsparung geringfügige Abweichungen von den Vorgaben möglich.
- Ausnahmeregelung: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht in §105 Ausnahmen für Baudenkmäler vor, wenn energetische Anforderungen die Substanz oder das Erscheinungsbild beeinträchtigen würden.
Diese rechtlichen Vorgaben verdeutlichen die komplexen Herausforderungen, die bei der energetischen Sanierung historischer Gebäude berücksichtigt werden müssen. Besonders wichtig wird dies bei der Wahl der richtigen Dämmmethoden.
Während eine Außendämmung bei denkmalgeschützten Gebäuden in der Regel ausgeschlossen ist, da sie das historische Erscheinungsbild verändern würde, gibt es Ausnahmen: Unter bestimmten Umständen kann eine Fassadendämmung auf weniger sichtbaren Seiten, beispielsweise an der Gartenseite, erlaubt werden. Auf der straßenseitigen, gut sichtbaren Fassade ist eine Außendämmung hingegen nahezu immer unzulässig.
Aus diesen Gründen rückt die Innendämmung häufig als zentrale Maßnahme in den Fokus. Eine sorgfältige Planung und Ausführung ist hierbei essenziell, um die historische Substanz zu bewahren und gleichzeitig Bauschäden zu vermeiden. Im Folgenden beleuchten wir die Möglichkeiten und Besonderheiten der Innendämmung genauer.
Teil 1: Die energetische Sanierung von Fassaden in Baudenkmälern
Die Innendämmung stellt bei der energetischen Sanierung denkmalgeschützter Gebäude eine praktikable Lösung dar, wenn eine Außendämmung nicht infrage kommt. Sie ermöglicht es, den Wärmeverlust über die Außenwände zu minimieren, ohne das äußere Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Allerdings bringt sie spezifische Herausforderungen mit sich, die eine präzise Planung und fachgerechte Ausführung erfordern. Nur so können sowohl die historische Substanz bewahrt als auch Bauschäden vermieden werden. Im weiteren Verlauf werden die besonderen Anforderungen und Möglichkeiten dieser Dämmmaßnahme genauer betrachtet.
Zwei Wege zum Ziel
Bei der Innendämmung unterscheiden wir zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze. Zum einen gibt es die diffusionsdichten Systeme, die mit einer vollständigen Dampfsperre auf der Raumseite arbeiten. Diese verhindern das Eindringen von Feuchtigkeit in die Konstruktion komplett. Ein typisches Beispiel sind Schaumglasplatten. Der große Vorteil dieses Systems liegt darin, dass theoretisch kein Tauwasser entstehen kann. Allerdings erfordert die Ausführung höchste Präzision, denn schon kleinste Fehler können zu massiven Schäden führen.
Den zweiten Weg bilden die diffusionsoffenen Systeme. Sie setzen auf kapillaraktive, feuchteregulierende Materialien wie Calciumsilikatplatten, Holzfaserplatten oder spezielle Lehmbaustoffe. Diese ermöglichen einen kontrollierten Feuchtetransport und sorgen für ein ausgeglichenes Raumklima. Solche Systeme sind deutlich fehlertoleranter, allerdings sind die möglichen Dämmstärken auf meist 6-8 cm begrenzt. Die Entscheidung für das richtige System hängt von vielen Faktoren ab. Dabei spielen die Bestandskonstruktion, die Schlagregenbeanspruchung der Fassade und eine mögliche Salzbelastung ebenso eine Rolle wie die geplante Raumnutzung und natürlich die Auflagen des Denkmalschutzes.
Die kritischen Punkte
Besondere Aufmerksamkeit erfordern die Wärmebrücken. Kritisch sind vor allem die Stellen, an denen massive Innenwände an die gedämmte Außenwand stoßen, ebenso wie Geschossdecken, Fensterlaibungen und Heizkörpernischen. Diese Bereiche müssen durch eine sogenannte “Flankendämmung” entschärft werden, die rund 50 Zentimeter in die angrenzenden Bauteile hineingeführt wird.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Tauwasserbildung. Mit zunehmender Dämmstärke steigt die Gefahr, dass sich in der Konstruktion Tauwasser bildet. Bei diffusionsoffenen Systemen hat sich eine maximale Dämmstärke von 8 Zentimetern bewährt. Diese Begrenzung stellt sicher, dass das im Winter anfallende Tauwasser während der Sommermonate wieder vollständig austrocknen kann. Besonders heikel wird es, wenn Holzbauteile in der Außenwand stecken, wie es bei Fachwerkgebäuden oder den Auflagern von Holzbalkendecken der Fall ist. Die Holzfeuchte darf hier nie dauerhaft über 20 Prozent steigen, sonst drohen Fäulnis und Schädlingsbefall.
Aus der Praxis: Die Ziegelwand
Nehmen wir als Beispiel eine typische historische Ziegelwand von 45 Zentimetern Stärke. Im ursprünglichen Zustand hat sie einen U-Wert von etwa 1,4 W/m²K. Bei einer Außentemperatur von minus 5 Grad erreicht die innere Wandoberfläche nur knapp 15 Grad – hier droht bei normaler Raumnutzung Schimmelgefahr. Mit einer 6 cm starken Calciumsilikatdämmung lässt sich der U-Wert auf etwa 0,7 W/m²K verbessern. Die Oberflächentemperatur steigt auf über 17 Grad, was das Schimmelrisiko deutlich reduziert und zudem die Behaglichkeit spürbar verbessert.
Der Weg zur erfolgreichen Sanierung
Eine erfolgreiche Innendämmung beginnt mit der sorgfältigen Vorbereitung des Untergrunds. Schadhafte Putze müssen entfernt, die Salzbelastung geprüft und gegebenenfalls Abdichtungsmaßnahmen ergriffen werden. Erst wenn der Untergrund eben und tragfähig ist, kann die Dämmung montiert werden. Bei der Montage selbst ist höchste Sorgfalt gefragt. Die Dämmplatten müssen vollflächig und hohlraumfrei verklebt werden. Die Stoßfugen müssen dicht ausgeführt und alle Anschlüsse luftdicht ausgebildet werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei der bereits erwähnten Flankendämmung. Für die Oberfläche kommen nur diffusionsoffene Putze und Farben in Frage. Dampfdichte Tapeten oder Anstriche sind tabu. Auch schwere Gegenstände dürfen nur mit speziellen Dübeln befestigt werden.
Nachsorge ist Vorsorge
Nach der Sanierung sollte das Gebäude mindestens über zwei Heizperioden intensiv beobachtet werden. Regelmäßige Feuchtemessungen und die Kontrolle kritischer Punkte geben Aufschluss über den Erfolg der Maßnahmen. Oft muss auch das Nutzerverhalten angepasst werden. Alle Beobachtungen sollten sorgfältig dokumentiert werden.

Die Kostenfrage
Eine fachgerechte Innendämmung kostet je nach System mehrere hundert Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommen die Vorarbeiten wie Putzentfernung, die Anpassung der Elektroinstallation, eventuelle Heizkörperversetzungen und die Bearbeitung der Fensterlaibungen. Die Wirtschaftlichkeit muss für jedes Objekt individuell geprüft werden. Neben der reinen Energieeinsparung sollten dabei auch der deutlich verbesserte Wohnkomfort und die Wertsteigerung der Immobilie berücksichtigt werden.
Fördermöglichkeiten für die Fassadendämmung bei denkmalgeschützten Gebäuden
Auch bei denkmalgeschützten Gebäuden sind Förderungen für die Fassadendämmung möglich, sofern die Maßnahmen den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht werden. Für Baudenkmale gelten dabei angepasste technische Anforderungen, wie ein maximaler U-Wert von 0,45 W/m²K für die Außenwanddämmung – deutlich höher als die Standardvorgaben von 0,20 W/m²K für nicht denkmalgeschützte Gebäude. Dies berücksichtigt die besondere bauliche Substanz und ermöglicht realistische Lösungen.
Förderfähig sind sowohl Maßnahmen zur Innendämmung der Außenwände als auch alle notwendigen Vorarbeiten, etwa die Putzentfernung, Anpassung der Elektroinstallation, Heizkörperversetzungen oder die Bearbeitung von Fensterlaibungen. Auch feuchtetechnische Untersuchungen und Begleitmaßnahmen zur Vermeidung von Wärmebrücken sowie die Planung und Baubegleitung durch Fachleute werden gefördert.
Die Förderhöhe liegt bei 15% der ansetzbaren Kosten. Mit einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) steigt die Förderung um 5% auf 20% an, zudem steigen die ansetzbaren Kosten auf jährlich 60.000€ pro Wohneinheit.
Wir von der Energie-Spezialisten GmbH verfügen über langjährige Erfahrung in der energetischen Beratung von Baudenkmälern. Als Eigentümer eines denkmalgeschützten Gebäudes profitieren Sie von unserer Expertise: Wir entwickeln für Sie ein maßgeschneidertes und ganzheitliches Sanierungskonzept, das sowohl den Anforderungen des Denkmalschutzes als auch Ihren individuellen Wünschen gerecht wird.
Teil 2: Die energetische Sanierung von Fenstern in Baudenkmälern
Die energetische Sanierung historischer Gebäude umfasst viele Aspekte, die sowohl das Erscheinungsbild als auch die Effizienz betreffen. Nach der detaillierten Betrachtung der Innendämmung rücken nun die historischen Fenster in den Fokus. Diese spielen eine doppelte Rolle: Sie prägen nicht nur die Ästhetik und den Charakter eines Baudenkmals, sondern beeinflussen auch dessen Energiebilanz erheblich. Von der Optimierung bestehender Kastenfenster bis hin zum Einbau moderner Isolierverglasungen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die wir im Folgenden genauer beleuchten.
Die historische Entwicklung verstehen
Die Geschichte des Fensters spiegelt die technische Evolution im Bauwesen eindrucksvoll wider. In der Romanik und Gotik waren Fenster noch spärlich und klein, oft nur mit transparenten Tierhäuten oder Stoffen bespannt. Mit der Renaissance begann die Entwicklung größerer verglaster Fenster, die neben der der Belichtung auch als gestalterische Elemente der Fassade dienten.
Eine besondere Innovation stellte das Kastenfenster dar, das sich ab dem 18. Jahrhundert verbreitete. Mit seinen zwei hintereinander angeordneten Fensterebenen bot es bereits damals einen erstaunlich guten Wärmeschutz. Die Luftschicht zwischen den Fenstern wirkte als natürliche Dämmung – ein Prinzip, das wir auch heute noch bei modernen Verglasungen nutzen.
Die energetische Ausgangssituation bei historischen Fenstern
Die thermische Qualität historischer Fenster unterscheidet sich deutlich von modernen Standards. Ein einfach verglastes historisches Fenster hat einen U-Wert von etwa 5,9 W/m²K – ein erschreckend hoher Wert im Vergleich zu modernen Fenstern mit U-Werten unter 1,4 W/m²K. Historische Kastenfenster schneiden mit etwa 2,5 – 2,8 W/m²K deutlich besser ab, leiden aber oft unter undichten oder nicht vorhandenen Fugen, die zu erheblichen Lüftungswärmeverlusten führen. Die Holzrahmen der Kastenfenster wurden über die Jahrzehnte teilweise stark beschädigt.
Die wichtigsten Schwachstellen historischer Fenster sind:
- Hohe Wärmeverluste durch die einfache Verglasung
- Undichte Fugen zwischen Rahmen und Flügel
- Wärmebrücken im Bereich der Fensterlaibungen
- Beschädigungen an den Holzrahmen
Sanierungsmöglichkeiten für Fenster
Für die energetische Verbesserung historischer Fenster haben sich verschiedene Strategien bewährt. Die Wahl der richtigen Lösung hängt dabei von den Denkmalschutzauflagen, der baulichen Situation und nicht zuletzt vom Budget ab.
Die oft denkmalverträglichste Lösung ist die Ertüchtigung bestehender Kastenfenster. Durch den Einbau von besseren Gläsern in den Flügeln, neuen Dichtungen und sorgfältige Überarbeitung der Beschläge lassen sich U-Werte unter 1,6 W/m²K erreichen. Der besondere Vorteil: Die historische Substanz bleibt weitgehend erhalten, während die energetische Qualität deutlich verbessert wird.
Bei einfachen historischen Fenstern kann der Einbau einer energetisch hochwertigeren Verglasung in den bestehenden Rahmen erwogen werden. Dies setzt allerdings voraus, dass die Rahmen ausreichend dimensioniert sind, um das schwerere Glas aufzunehmen. Auch die Beschläge müssen entsprechend verstärkt werden. Diese Lösung stellt einen guten Kompromiss zwischen Substanzerhalt und energetischer Verbesserung dar.
Eine weitere Option ist das Vorsatzfenster auf der Raumseite. Diese Lösung erhält das historische Fenster vollständig. Allerdings verändert sich die Raumästhetik, und die Bedienung wird aufwendiger.
Bauphysikalische Aspekte
Durch die verbesserte Dichtheit von sanierten Fenstern muss sich das Lüftungsverhalten der darin lebenden Menschen ändern. Während früher durch die undichten Fenster ein kontinuierlicher Luftaustausch stattfand, muss heute aktiv gelüftet werden. Dies erfordert ein durchdachtes Lüftungskonzept und oft auch eine Änderung der Nutzungsgewohnheiten.
Besonders kritisch ist die Tauwasserbildung an den kälteren Scheiben historischer Fenster. Hier hilft oft schon eine moderate Grundtemperierung des Raums, um die Oberflächentemperatur über den Taupunkt zu heben. Bei Kastenfenstern ist zudem die Belüftung des Zwischenraums wichtig, um Kondensat zu vermeiden.
Die praktische Umsetzung
Die fachgerechte Sanierung historischer Fenster erfordert große handwerkliche Erfahrung. Der erste Schritt ist immer eine genaue Bestandsaufnahme: Welche Schäden gibt es? Wie ist der Erhaltungszustand von Holz, Beschlägen und Verglasung? Auf dieser Basis wird ein detaillierter Sanierungsplan erstellt.
Die eigentlichen Arbeiten beginnen mit der Entfernung alter Farbanstriche und der Reparatur des Holzes. Schadhafte Stellen werden ausgestemmt und durch passendes Holz ersetzt. Die Beschläge werden überarbeitet oder ergänzt, neue Dichtungen eingebaut. Beim Einbau neuer Verglasungen muss besonders auf die Belastbarkeit der Rahmen geachtet werden.
Die Kosten einer Fenstersanierung belaufen sich je nach Aufwand und Größe auf bis zu mehreren tausend Euro pro Fenster. Dies mag zunächst hoch erscheinen, relativiert sich aber durch die lange Lebensdauer qualitativ sanierter historischer Fenster und die deutlich reduzierten Heizkosten.
Fördermöglichkeiten für Fenster in denkmalgeschützten Gebäuden
Auch bei denkmalgeschützten Gebäuden sind Förderungen für energetische Maßnahmen möglich, wenn diese den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht werden. Für Fenster gelten angepasste technische Anforderungen: Der maximal zulässige U-Wert liegt bei 1,4 W/m²K, während bei nicht denkmalgeschützten Gebäuden strengere Werte vorgeschrieben sind. Die Förderung umfasst sowohl den Austausch von Fenstern als auch die Ertüchtigung bestehender Fenster. Dabei werden auch notwendige Umfeldmaßnahmen wie die Abdichtung von Fugen, der Einbau neuer Fensterbänke, die Dämmung von Rollladenkästen oder begleitende Putz- und Malerarbeiten im Fensterbereich unterstützt.
Besonders bei Baudenkmalen gilt: Von den technischen Mindestanforderungen kann abgewichen werden, wenn diese den Vorgaben des Denkmalschutzes widersprechen. Alle Maßnahmen müssen jedoch im Vorfeld mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden.
Die Förderung erfolgt als Zuschuss von bis zu 20 % der förderfähigen Kosten (Grundförderung: 15%. Bei Vorliegen eines individuellen Sanierungsfahrplans Anhebung auf 20%). Auch die Kosten für Planung und Baubegleitung durch einen Energieeffizienz-Experten sind förderfähig.
Sämtliche Maßnahmen müssen dokumentiert und die technischen Anforderungen eingehalten werden, um die Förderfähigkeit sicherzustellen. Dafür ist die Einbindung eines zertifizierten Energieeffizienz-Experten unerlässlich.
Nach unseren Betrachtungen zu Innendämmung und historischen Fenstern widmen wir uns nun einem Thema, das für den langfristigen Erhalt historischer Bausubstanz entscheidend ist: dem Feuchteschutz und der richtigen Lüftungsstrategie. Denn Feuchtigkeit ist der größte Feind historischer Gebäude.
Teil 3: Das Zusammenspiel von Feuchtigkeit und Bausubstanz
Historische Gebäude haben über Jahrhunderte ein ausgeklügeltes System im Umgang mit Feuchtigkeit entwickelt. Die verwendeten Materialien wie Ziegel, Naturstein oder Lehm sind kapillaraktiv und diffusionsoffen – sie können Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Dieses natürliche Gleichgewicht wird durch energetische Sanierungsmaßnahmen oft empfindlich gestört.
Die wichtigsten Feuchtigkeitsquellen in historischen Gebäuden sind:
- Aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich dringt kapillar in das Mauerwerk ein und transportiert dabei oft auch Salze mit nach oben. Diese können zu Ausblühungen und massiven Putz- und Feuchtigkeitsschäden führen. Besonders problematisch wird es, wenn durch eine Innendämmung die Austrocknung nach innen behindert wird.
- Schlagregen belastet die Fassaden von außen. Historische Putze und Ziegel können eine gewisse Menge Feuchtigkeit aufnehmen und später wieder abgeben. Wird dieser natürliche Prozess durch falsche Beschichtungen oder Dämmungen gestört, drohen Frostschäden und Abplatzungen. Besonders gefährdet sind Fachwerkgebäude.
- Die Raumluftfeuchte spielt eine zunehmend wichtige Rolle. In früheren Zeiten sorgten undichte Fenster und Öfen mit ihrem Verbrennungsluftbedarf für einen kontinuierlichen Luftaustausch. Nach einer energetischen Sanierung mit dichten Fenstern muss das Lüftungsverhalten komplett neu durchdacht werden.
Bauschäden durch Feuchtigkeit vermeiden
Die Vermeidung von Feuchteschäden beginnt bei der sorgfältigen Analyse des Bestands. Der erste Schritt ist immer eine gründliche Bestandsaufnahme: Ein erfahrener Fachmann erkennt meist schon bei der ersten Begehung kritische Stellen. Mit modernen Messgeräten lassen sich Feuchtegehalt und Salzbelastung des Mauerwerks genau bestimmen. Besonders aufschlussreich sind auch Langzeitmessungen über mehrere Heizperioden. Basierend auf dieser Analyse werden dann geeignete Maßnahmen entwickelt. Bei aufsteigender Feuchte können unter anderem Horizontalsperren eingebracht werden – entweder mechanisch durch das Einsägen einer Sperrschicht oder chemisch durch Injektionen. Wichtig ist dabei die richtige Wahl des Verfahrens, denn nicht jede Methode eignet sich für jedes Mauerwerk. Gegen Schlagregen helfen wasserabweisende, aber dennoch diffusionsoffene Beschichtungen. Der Putz muss dabei sorgfältig auf den Untergrund abgestimmt sein. Zementhaltige Putze sind bei historischem Mauerwerk tabu – sie sind zu dicht und zu hart.

Lüftungskonzepte für historische Gebäude
Die größte Herausforderung nach einer energetischen Sanierung ist meist das richtige Lüften des Gebäudes. Die früher übliche “Dauerlüftung” durch undichte Stellen an der Gebäudehülle entfällt, gleichzeitig steigt durch die bessere Dämmung die relative Luftfeuchtigkeit in den Räumen.
Ein angepasstes Lüftungskonzept muss verschiedene Aspekte berücksichtigen: Die Nutzung der Räume bestimmt den Feuchtigkeitseintrag. Ein Schlafzimmer produziert nachts durch die Atemluft erhebliche Feuchtemengen, eine Küche durch Kochen noch deutlich mehr. Diese Feuchtigkeit muss gezielt abgeführt werden. Die bauphysikalischen Gegebenheiten setzen Grenzen. Kalte Außenwände oder Fenster können zu Tauwasserbildung führen, wenn die Raumluft zu feucht ist. Hier hilft oft eine moderate Grundtemperierung auch ungenutzter Räume.
Die einfachste Lösung ist die manuelle Fensterlüftung – mehrmals täglich für 5-10 Minuten Durchzug sorgen. Dies erfordert allerdings eine intensive Nutzereinweisung und konsequente Umsetzung. Automatische Lüftungsanlagen sind technisch möglich, müssen aber sehr sorgfältig geplant werden.
Für die technische Umsetzung der Lüftung stehen grundsätzlich verschiedene Systeme zur Verfügung, wobei viele Optionen aufgrund von Auflagen des Denkmalschutzes und Brandschutzvorschriften ausscheiden:
- Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) mit Wärmerückgewinnung wäre aus energetischer Sicht die optimale Lösung. Hier wird zwischen zentralen und dezentralen Anlagen unterschieden. Dezentrale Systeme scheiden jedoch meist wegen der notwendigen Eingriffe in die historische Fassade aus, zentrale Anlagen können oft aufgrund von Brandschutzanforderungen nicht realisiert werden.
- Als Alternative bietet sich eine reine Abluftlösung an: Die Kombination von Fensterfalzlüftern mit feuchtegesteuerten Ablüftern ermöglicht einen kontinuierlichen Luftaustausch. Der Nachteil dieser Lösung sind die erhöhten Wärmeverluste, da keine Wärmerückgewinnung stattfindet. Gerade bei vermieteten Objekten bietet dieses System den Vorteil, dass ein Mindestluftwechsel auch ohne aktives Nutzerverhalten sichergestellt wird.
Teil 4: Die energetische Sanierung von Heizungen in Baudenkmälern
Die besonderen baulichen und nutzungstechnischen Anforderungen historischer Gebäude stellen spezielle Ansprüche an moderne Heizsysteme. Während in Neubauten heute Vorlauftemperaturen von 35-45°C Standard sind, benötigen Baudenkmäler aufgrund ihrer baulichen Eigenschaften meist deutlich höhere Systemtemperaturen.
Wie die historische Entwicklung zeigt, wurden Gebäude bis 1950 typischerweise mit Einzelöfen beheizt, die nicht nur für Wärme sorgten, sondern durch ihren Verbrennungsluftbedarf auch eine kontinuierliche Lüftung sicherstellten. Die Umstellung auf Zentralheizungen in den 1960er Jahren brachte dann erste Heizkörper, die mit sehr hohen Vorlauftemperaturen von 70-90°C arbeiteten. Diese hohen Temperaturen waren notwendig, um die großen Räume mit ihren hohen Decken ausreichend zu beheizen.
Auch heute noch benötigen die meisten Baudenkmäler Vorlauftemperaturen von mindestens 60-70°C für eine ausreichende Wärmeversorgung. Dies liegt an mehreren Faktoren: Die oft nur begrenzt mögliche Dämmung, die großen Raumhöhen von häufig über 3 Metern und die historischen Heizkörper, die für hohe Temperaturen ausgelegt sind. Diese Anforderung schränkt die Wahl möglicher Heizsysteme deutlich ein.
- Wärmepumpen, die ihre höchste Effizienz bei niedrigen Vorlauftemperaturen erreichen, sind daher in Baudenkmälern oft nicht die optimale Lösung. Ihr Einsatz ist nur sinnvoll, wenn durch umfangreiche Dämmmaßnahmen der Wärmebedarf deutlich gesenkt werden kann oder wenn sie in einem Hybridsystem mit einem Hochtemperatur-Wärmeerzeuger kombiniert werden.
- Eine Alternative stellen moderne Biomasseheizungen dar, die problemlos die erforderlichen hohen Vorlauftemperaturen erzeugen können.
- Auch klassische Brennwerttechnik mit fossilen Brennstoffen ist eine technisch geeignete Lösung für die besonderen Anforderungen historischer Gebäude.
- Eine weitere Möglichkeit ist die Beheizung des Gebäudes über ein Wärmenetz
Bei der Platzierung der Heizkörper hat sich die Position unter den Fenstern oder an den Außenwänden bewährt. Dies erzeugt eine Warmluftwalze, die die kalte Fallluft an den Fenstern ausgleicht.
Weitere Einsparpotentiale bietet etwa eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung oder eine thermische Solaranlage. Bei denkmalgeschützten Häusern können z.B. auf einer rückseitigen, nicht einsehbaren Dachfläche zum Hof hin Solarkollektoren installiert werden.
Die endgültige Entscheidung für ein Heizsystem muss immer die spezifische Situation des Gebäudes berücksichtigen und sollte in enger Abstimmung zwischen Energieberater, Architekt und Denkmalschutzbehörde erfolgen. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) stellt dabei bestimmte Anforderungen, die zu beachten sind.. Empfehlenswert ist eine gesamthafte Analyse des Gebäudes durch einen Energieberater, der ein integriertes Konzept für die energetische Sanierung erstellt, das aufeinander abgestimmte Maßnahmen enthält.
Fördermöglichkeiten für Heizsysteme in denkmalgeschützten Gebäuden
Der Staat unterstützt den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme mit attraktiven Zuschüssen. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG EM) macht den Heizungstausch auch in historischer Bausubstanz deutlich erschwinglicher. Die Grundförderung beträgt 30 Prozent der förderfähigen Kosten. Darüber hinaus sind verschiedene Boni möglich: Beim Austausch alter Öl-, Kohle-, Gas- oder Nachtspeicherheizungen gibt es einen Klimageschwindigkeitsbonus von 20 Prozent für Eigennutzer. Einkommensschwache Haushalte können zusätzlich einen 30-prozentigen Bonus beantragen. Gefördert werden verschiedene klimafreundliche Heizsysteme wie Wärmepumpen, Biomasseheizungen, Solarthermieanlagen oder der Anschluss an ein Wärmenetz.
Wichtig ist: Mindestens 65 Prozent der Wärme müssen aus erneuerbaren Energien stammen. Der hydraulische Abgleich ist eine Fördervoraussetzung (Wir bieten Ihnen diesen Service an – professionell, zuverlässig und auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Damit stellen wir sicher, dass Sie alle Förderkriterien erfüllen und Ihr Projekt schnell und erfolgreich umgesetzt wird).
Die maximale Förderung beträgt demnach bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten, bis zu 30.000 Euro für die erste Wohneinheit. Die Förderung wird über die KfW abgewickelt und kann nur online beantragt werden.
Teil 5: Nach der Sanierung: Das richtige Monitoring
Eine energetische Sanierung ist mit der Durchführung der baulichen Maßnahmen nicht abgeschlossen. Besonders in den ersten zwei Jahren ist eine intensive Beobachtung des Gebäudes notwendig. Denn erst im täglichen Betrieb zeigt sich, ob das entwickelte Konzept auch wirklich funktioniert.
Besonders aufschlussreich sind kontinuierliche Messungen von Temperatur und Luftfeuchte. Die relative Luftfeuchte sollte 65% nicht dauerhaft überschreiten. Bei kalter Witterung sind sogar Werte unter 50% anzustreben, um Tauwasserbildung an kalten Oberflächen zu vermeiden.
Moderne Datenlogger zeichnen diese Werte in regelmäßigen Abständen auf und ermöglichen so die Erkennung kritischer Situationen. Wichtige Messpunkte sind:
- Die Oberflächentemperaturen an kritischen Stellen wie Außenecken oder Fensterleibungen
- Die relative Luftfeuchte in unterschiedlich genutzten Räumen
- Die Feuchteentwicklung in gedämmten Bauteilen
Eine regelmäßige Auswertung dieser Daten ermöglicht es, frühzeitig auf Probleme zu reagieren. Oft zeigen sich erst im jahreszeitlichen Verlauf bestimmte Schwachstellen, die dann gezielt nachgebessert werden können.
Nutzerverhalten als Schlüssel zum Erfolg
Die beste technische Lösung kann nur funktionieren, wenn die Nutzer des Gebäudes mitspielen. Dies gilt besonders für das Lüftungsverhalten. Die früher übliche “Dauerlüftung” durch undichte Stellen entfällt nach einer energetischen Sanierung. Stattdessen muss aktiv und gezielt gelüftet werden.
Ein typischer Lüftungsplan für ein saniertes historisches Wohngebäude sieht etwa so aus:
Morgens nach dem Aufstehen sollte in allen Schlafräumen für mindestens 10 Minuten quergelüftet werden. Die feuchte Nachtluft muss komplett ausgetauscht werden. Tagsüber sind je nach Nutzung zwei bis drei weitere Lüftungsintervalle sinnvoll. Besonders nach dem Kochen oder Duschen muss die feuchte Luft sofort nach draußen abgeführt werden.
Heizverhalten anpassen
Auch das Heizverhalten muss nach einer energetischen Sanierung oft angepasst werden. Die verbesserte Dämmung führt zu höheren Oberflächentemperaturen der Innenwände. Dadurch wird die gleiche Behaglichkeit schon bei niedrigerer Lufttemperatur erreicht.
Wichtig ist eine gleichmäßige Temperierung aller Räume. Das früher übliche starke Auskühlen ungenutzter Räume sollte vermieden werden. Die Temperaturunterschiede zwischen beheizten und unbeheizten Räumen führen sonst zu unerwünschten Luftströmungen und Tauwasserbildung.
Regelmäßige Wartung und Kontrolle
Ein saniertes historisches Gebäude braucht regelmäßige Wartung. Mindestens einmal jährlich sollten alle kritischen Punkte kontrolliert werden:
- Überprüfung der Fassade auf Risse oder Putzschäden
- Kontrolle der Fenster auf Dichtheit und Funktionsfähigkeit
- Inspektion der Dachentwässerung und Fallrohre
- Prüfung der Lüftungseinrichtungen falls vorhanden
- Überprüfung der Heizungsanlage
Kleine Schäden können so frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sie zu größeren Problemen führen.
Dokumentation ist wichtig
Die gesamte Sanierung sollte sorgfältig dokumentiert werden. Neben den Planungsunterlagen gehören dazu:
- Ausführungsdetails der verwendeten Materialien und Systeme
- Mess- und Prüfprotokolle
- Fotodokumentation
- Wartungsanleitungen und -intervalle
- Bedienungsanleitungen für technische Anlagen
- Kontaktdaten der beteiligten Firmen
Diese Dokumentation hilft nicht nur bei späteren Wartungsarbeiten, sondern ist auch bei einem eventuellen Eigentümerwechsel wertvoll.
Fazit: Die energetische Sanierung von Baudenkmälern - Eine komplexe aber lohnende Aufgabe
Die energetische Sanierung historischer Gebäude stellt eine der anspruchsvollsten Aufgaben im Bauwesen dar. Sie erfordert ein tiefgreifendes Verständnis sowohl der historischen Bausubstanz als auch moderner energetischer Anforderungen. Wie die detaillierte Betrachtung der verschiedenen Aspekte gezeigt hat, gibt es für jede Herausforderung geeignete Lösungen – von der Innendämmung über die Fensterertüchtigung bis hin zu angepassten Heizkonzepten.
Der Erfolg einer solchen Sanierung hängt dabei von mehreren Faktoren ab:
- Der sorgfältigen Analyse des Bestands und seiner Besonderheiten
- Der engen Abstimmung zwischen allen Beteiligten, insbesondere mit der Denkmalschutzbehörde
- Der qualitativ hochwertigen Ausführung durch erfahrene Fachbetriebe
- Der intensiven Betreuung und dem Monitoring nach Abschluss der Maßnahmen
- Dem angepassten Nutzungsverhalten der Bewohner
Durch die Kombination verschiedener Maßnahmen lassen sich auch in historischen Gebäuden erhebliche Energieeinsparungen erzielen, ohne deren kulturellen Wert zu beeinträchtigen. Die anfänglich höheren Investitionskosten werden durch niedrigere Betriebskosten, verbesserten Wohnkomfort und den langfristigen Werterhalt der Immobilie mehr als ausgeglichen. Mit den aktuell verfügbaren Fördermöglichkeiten wird die energetische Sanierung auch wirtschaftlich attraktiv.
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